Neue Fluchtbewegung: Darum kommen so viele Tschetschenen nach Deutschland

2016-06-22

In neuen Asylstatistiken liegt Russland überraschend weit vorn, mehr Flüchtlinge kommen aus der Unruheprovinz Tschetschenien. Steckt dahinter ein Kreml-Komplott? Oder die Gewaltherrschaft von Putins Statthalter?

Syrien, Irak, Afghanistan, diese Länder lagen in den vergangenen Monaten ganz vorn in der deutschen Asylstatistik. Seit einigen Wochen aber ist auch eine andere Gruppe überraschend stark vertreten: Flüchtlinge aus Russland. Im Mai registrierten die deutschen Behörden 1260 Asylbewerber aus Russland – Platz vier unter allen Herkunftsländern, mehr als aus Iran.

Mehr als 80 Prozent der russischen Asylanträge seit Beginn dieses Jahres entfallen dabei auf Personen, die angeben, aus der Teilrepublik Tschetschenien geflohen zu sein. Russland hat zwei blutige Kriege gegen tschetschenische Unabhängigkeitskämpfer und radikale Islamisten geführt. Heute wird Tschetschenien von Ramsan Kadyrow regiert, einem brutalen Ex-Rebellenkämpfer, der sich im zweiten Krieg allerdings auf Moskaus Seite geschlagen hatte.

Die steigenden Asylzahlen von Tschetschenen haben in Deutschland Spekulationen ausgelöst, der Kreml setze die Flüchtlinge womöglich bewusst ein, um Deutschland zu destabilisieren.Moskau habe „die Tschetschenen-Tür“ geöffnet, mutmaßte die „Welt“. Und der „Münchner Merkur“ fragt:“Steckt Putin dahinter?“

Ähnliche Vermutungen hatten deutsche Sicherheitsbehörden bereits früher geäußert. Im Frühjahr 2013 waren – ohne ersichtlichen Grund – die Flüchtlingszahlen aus Tschetschenien dramatisch in die Höhe geschnellt. Innerhalb weniger Monate machten sich damals Zehntausende Tschetschenen auf den Weg nach Deutschland, mehr als zu Kriegszeiten.

 

der Ursprung: http://www.spiegel.de/politik/ausland/fluechtlinge-darum-kommen-viele-tschetschenen-nach-deutschland-a-1099180.html