Investitionsstau: Geld ist genug da

2016-05-15

Die Zinsen sind mickrig, trotzdem investieren die Unternehmen viel zu wenig. Vier Vorschläge, wo es sich lohnt, Geld anzulegen.

Es ist eine dramatische Entwicklung: Rund um den Globus wird für Maschinen, Schulen, Stromtrassen oder Verkehrswege weniger ausgegeben als früher. Vor allem die Unternehmen halten sich zurück.

Dabei sind die Zinsen so niedrig wie nie. Geld ist vorhanden. Aber es wird nicht investiert. Warum eigentlich nicht?

Es ist dieses Rätsel, das beim Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs der G7-Staaten ab Freitag das Hintergrundrauschen bildet.

Die Aussichten sind durchaus beunruhigend. Geht es auf Dauer weiter wie bisher, droht eine schleichende ökonomische Misere – mit kaum zu überschätzenden sozialen, politischen und ökologischen Folgen. Das mag übertrieben klingen. Aber Investitionen sind das treibende Moment einer Gesellschaft. Wohlstand resultiert letztlich aus der Akkumulation von Wissen und Kapital. Wo dieser Prozess zum Erlahmen kommt, verdüstert sich die Zukunft. Die Fähigkeit, Probleme zu lösen, schwindet.

Schrumpfende Ausgaben

Die Finanzkrise von 2008 stellt einen Bruch dar. Im Jahrzehnt zuvor stiegen die Investitionen in den reichen Ländern noch im Schnitt um 3,1 Prozent jährlich. Seither herrscht Stagnation. Überall in den G7-Staaten das gleiche Bild: In Japan schrumpfen die Investitionen real seit zweieinhalb Jahrzehnten. In den USA steigen die Ausgaben zwar wieder, aber viel langsamer als früher.

In der Eurozone ist im Vergleich zur Zeit vor der Finanzkrise nicht nur der Wohnungsbau stark zurückgegangen – was nach dem Immobilienboom der Nullerjahre kein Wunder ist -, sondern auch die Zukunftsausgaben von Unternehmen und Staaten, wie derSachverständigenrat ermittelt hat.

Selbst im vermeintlichen Wirtschaftswunderland Bundesrepublik sind die Investitionen in Relation zur Wirtschaftsleistung deutlich gesunken. Stattdessen exportiert die Bundesrepublik jedes Jahr eine Viertel Billion Euro ins Ausland und verbrennt dort lieber Geld, als es hierzulande zu investieren. Vorige Woche hat der Internationale Währungsfonds die Bundesrepublik wieder mal zur Umkehr ermahnt.

Auch in vielen Schwellenländern ist der Investitionsboom früherer Jahre vorbei. In China trägt inzwischen der Konsum das Wirtschaftswachstum. Große Rohstoffexporteure haben ihre Budgets zusammengestrichen.

Wo wenig investiert wird, gibt es kaum noch Produktivitätszuwächse. Entsprechend stagnieren oder sinken die Löhne der Mittelschichten in vielen Ländern. Der angestaute Frust bricht sich politisch Bahn und verhilft Populisten zu Wahlerfolgen; achten Sie auf das Abschneiden von Donald Trump bei den US-Vorwahlen am Dienstag und von FPÖ-Mann Norbert Hofer bei den österreichischen Präsidentschaftswahlen am Sonntag.

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