Gauck-Nachfolge: Machtspiel ums Schloss

2016-06-06

Ruhe bewahren! Nach dem Verzicht von Bundespräsident Gauck wollen die Koalitionsspitzen nichts überstürzen. Sie wissen: Die Suche nach der neuen Nummer eins wird kompliziert.

Joachim Gauck hat es eilig an diesem Montagmittag: Kaum hat sich die Flügeltür im Großen Saal von Schloss Bellevue geöffnet, da ist der Bundespräsident auch schon am Rednerpult, der Weg reicht gerade für ein kerniges „Guten Tag“. Dass Gauck jetzt den Verzicht auf die Kandidatur für eine zweite Amtszeit erklärt, ist keine Überraschung mehr – wohl aber, wie nüchtern und fast beiläufig er dies tut.

Gauck will bewusst keine große Sache aus seiner Erklärung machen. Auch wenn er – vor allem mit Blick auf sein Alter – nicht weitermacht, die Botschaft soll sein: alles in Ordnung. „Unser Land hat engagierte Bürger, und es hat funktionierende Institutionen“, sagt Gauck. „Der Wechsel im Amt des Bundespräsidenten ist in diesem Deutschland daher kein Grund zur Sorge.“ So ein Wechsel sei vielmehr „demokratische Normalität, auch in fordernden, schwierigen Zeiten“ (Lesen Sie hier die Erklärung Gaucks im Wortlaut).