Flüchtlinge an Ungarns Grenze: Ein Jahr später – dasselbe Elend

2016-08-31

An der ungarisch-serbischen Grenze stauen sich die Flüchtlinge, auch ein Jahr nach „Wir schaffen das“. Die Regierung Orbán tut alles, um sie abzuschrecken – von mangelnder Versorgung bis hin zu Misshandlung.

 Sie waren an der eisernen Schleuse, wie jeden Morgen, aber wieder wurde ihr Name nicht aufgerufen. Seit Wochen geht das nun so. Jetzt, in der Mittagshitze, sitzen die vier Jugendlichen in ihrer Behausung, einer Art Zelt aus Stöcken, Decken, Plastikplanen und Laub. Sie essen, was Mitarbeiter des ungarischen Roten Kreuzes verteilt haben: Instant-Nudelsuppe, aufgebrüht mit heißem Wasser.

 Einer von ihnen ist Han, 16 Jahre alt, er spricht ein wenig Englisch. An der ungarisch-serbischen Grenze wartet er seit zweieinhalb Monaten darauf, in die Transitzone eingelassen zu werden, damit er Asyl beantragen kann. Er stammt, so erzählt er, aus der ostafghanischen Stadt Maidan Shahr und ging dort zur Schule. Sieben Klassen hat er abgeschlossen. Mitte April verließ er seine Heimat. Er sei vor dem Krieg geflohen, sagt er, vor den Taliban, die ihn hätten rekrutieren wollen, und vor der Perspektivlosigkeit. Er ist der Älteste von drei Brüdern. Seine Eltern hätten ihm gesagt, er solle sich irgendwohin nach Westeuropa durchschlagen. Nun ist er hier gestrandet.