Die einstige Rebellenhochburg Homs: „Kaum einer ist noch am Leben“

2016-08-11

Homs war die Hochburg der syrischen Rebellen. Doch die Bomben des Assad-Regimes haben die Stadt ausradiert. SPIEGEL-Reporter Christoph Reuter berichtet über eine Reise in das damalige Zentrum des Widerstands.

m Vergleich zu allem, was später kommen sollte, war es eine heitere Reise. Kein Angstreflex bei jedem Geräusch eines Flugzeugs, keine Explosionen, keine Leichen, keine Trümmerwüsten. Vor genau fünf Jahren, im August 2011, fuhren wir nach Homs, das es damals noch gab. Ich, der Fotograf Marcel Mettelsiefen, dazu ein lokales Team syrischer Helfer in der Stadt. Es war die zweite von 19 Reisen nach Syrien im Aufstand. Nur dass damals die Wahrnehmung in der Welt genau umgekehrt verlief: Weltweit wurde über die Freitagsdemonstrationen in zig syrischen Städten berichtet, luden die örtlichen Aktivisten Videos hoch, entstand das mediale Bild allgegenwärtiger Unruhen.

Doch kam man im Sommer 2011 nach Syrien, war das spätere Tosen erst ein Knistern. All die Demonstrationen, die Schüsse auf friedliche Protestierer, gab es – aber es waren eher politische Flashmobs, oft nur minutenlange Aktionen an stets wechselnden Orten, um der Festnahme zu entgehen. Selbst in Damaskus sagte ein alter Freund: „Wir haben Revolution! Ich habe es im Fernsehen gesehen.“ Wie viele glaubte er zwar nicht ans Regime – aber dessen Sturz konnte er sich genauso wenig vorstellen.

 

Ursprung: http://www.spiegel.de/politik/ausland/homs-in-syrien-kaum-einer-ist-noch-am-leben-a-1106967.html