Beckenbauer hat 5,5 Millionen Euro Honorar erhalten

2016-09-13

Neue Enthüllung im WM-Skandal: Anders als bisher vom DFB dargestellt, hat Franz Beckenbauer für seine Arbeit als Chef des Organisationskomitees 5,5 Millionen Euro erhalten – und wollte sie offenbar am Finanzamt vorbeischleusen.

Franz Beckenbauer hat als Chef des Organisationskomitees für die Fußball-WM 2006 nicht, wie vom DFB bislang behauptet, ehrenamtlich gearbeitet, sondern 5,5 Millionen Euro erhalten, die er und der DFB offenbar am Finanzamt vorbeischleusen wollten.

Versteuert wurden die Beckenbauer-Millionen erst vier Jahre, nachdem er das Geld kassiert hatte – Ende 2010, nach einer Betriebsprüfung des Finanzamts Frankfurt/Main. Das hat der DFB auf SPIEGEL-Anfrage bestätigt. Erste Hinweise auf den Deal finden sich in einem Report, den die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG 2008 im Auftrag der Fifa erstellt hat. Gegenstand der Prüfung war der Ausrichtervertrag zwischen Fifa und DFB für die WM 2006 in Deutschland.

In den Anlagen des Berichts findet sich auch der vom DFB 2004 mit dem staatlichen Sportwettenanbieter Oddset geschlossene Sponsorenvertrag. Oddset wurde damit einer von sechs nationalen Förderern für die Fußballweltmeisterschaft 2006. Insidern zufolge zahlte damals jeder nationale Förderer mehr als zwölf Millionen Euro in die Kasse des WM-OK. Im Falle Oddset gab es aber, laut KPMG-Bericht, noch einen sogenannten Sideletter zugunsten von Franz Beckenbauer. Dieser sah vor, dass Beckenbauer von den dem WM-OK zugedachten Millionen einen erheblichen Teil abbekommen sollte.

Wie der DFB auf SPIEGEL-Anfrage mitteilte, habe Beckenbauer bestimmte Werbeleistungen für Oddset erbringen sollen und hierfür eine Beteiligung an den Erlösen des DFB aus dem Vertrag erhalten. Dazu habe der DFB mit Beckenbauer zwei Verträge geschlossen, einen im Oktober 2004 und einen im Oktober 2006. Diese haben Beckenbauer einen Betrag von insgesamt 5,5 Millionen Euro zugesichert, die „im Zeitraum Februar 2005 bis Oktober 2006 in fünf Raten an Herrn Beckenbauer ausgezahlt wurden“, wie es in der DFB-Stellungnahme heißt.

Versteuert wurde das Geld vier Jahre lang nicht. Erst als das Finanzamt Frankfurt bei einer Steuerprüfung im DFB auf den Vorgang stieß, zahlte der Verband im Dezember 2010 „1.160.500 Euro an Abzugsteuer“. Im März 2011 habe Beckenbauer, so der DFB, das Geld erstattet.

 Beckenbauer hat tatsächlich für Oddset Werbung gemacht. Die Frage, warum er dafür nicht direkt einen Vertrag mit Oddset schloss, sondern aus dem DFB-WM-Topf entlohnt wurde, ließ der Verband offen. Die aktuelle DFB-Spitze will erst, nachdem der SPIEGEL dubiose Millionenzahlungen im Umfeld des WM-Sommermärchens enthüllt hat, auf die Vorgänge um den Oddset-Vertrag gestoßen sein. Die Kanzlei Freshfields habe im Rahmen ihrer Untersuchungen zur WM-Affäre den Vorgang überprüft und angeblich nicht beanstandet.

Von Oddset lag bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme vor und auch Franz Beckenbauer hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert.

 

Ursprung: http://www.spiegel.de/sport/fussball/franz-beckenbauer-hat-vor-der-wm-2006-millionen-honorar-erhalten-a-1112166.html